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Herausgabe der Werke von Johannes Kepler

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Mysterium Cosmographicum

Mysterium Cosmographicum (Das Weltgeheimnis) EA Graz 1596. Prodromus dissertationum cosmographicarum, continens Mysterium Cosmographicum; Vorbote kosmographischer Abhandlungen, das Weltgeheimnis enthaltend; Ffm. 1621, 2. Auflage (erw.). dt. Augsburg 1923 (Nachdruck Mchn./Bln. 1936) KGW Bd. I, 1938; 2. Auflage KGW Bd. VIII, 1963.

Das in pythagoreisch-neuplatonischer Tradition geschriebene Jugendwerk Keplers enthält seinen ersten, a priori ausgeführten Entwurf über das Weltsystem. Ausgehend von dem Prinzip der vollkommensten und schönsten Welt, bearbeitet Kepler das naturphilosophische Programm der mathematischen Erklärung des kosmischen Bauplanes nach dem Vorbild mathematischer Strenge. Deutlich zeichnet sich dann die Richtung von Keplers späteren Forschungen ab, vor allem im Hinblick auf seine Weltharmonik. Auf der Grundlage der copernicanischen Lehre fragt Kepler nach den Ursachen für die Anzahl der Planeten, für ihre Abstände von der Sonne und die Perioden ihrer Bewegungen. Kepler verfolgt aus ästhetischen und finalen Gründen eine spekulative Vorgehensweise, indem er in die fünf Zwischenräume der sechs – hier noch sphärisch gedachten – Planetenbahnen die regulären oder „platonischen” Körper nach der Raumgesetzlichkeit der euklidischen Geometrie einfügt. Für die Größe der Sphären findet er annähernd jene von Copernicus berechneten Zahlenverhältnisse. So lassen sich zwischen je zwei benachbarte Planetensphären von außen nach innen Würfel, Tetraeder, Dodekaeder, Ikosaeder und Oktaeder einschalten. Als Wirkursache der Planetenbewegung nimmt Kepler zunächst eine bewegende Seele (anima motrix) an, in der 2. Auflage eine von der Sonne ausgehende bewegende Kraft (vis motrix). Zur Erläuterung der copernicanischen Lehre ist dem Werk als Anhang noch die Narratio prima von J. Rheticus beigegeben. Das Werk hat Keplers Namen in der Fachwelt seiner Zeit bekannt werden lassen; später wurde ihm zu Unrecht eine wissenschaftliche Bedeutung abgesprochen.

Großes Werklexikon der Philosophie, hrsg. von Franco Volpi. 2 Bände. Bd. 1: A-K. Stuttgart: Kröner 1999. Artikel zu Johannes Kepler von Volker Bialas. Auszug aus: „Mysterium Cosmographicum”, S. 823 f.