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Herausgabe der Werke von Johannes Kepler

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Planetengesetze

Keplers drei Planetengesetze werden in moderner Fassung als abstrakte Lehrsätze dargestellt.

  1. Die Bahn eines Planeten ist eine Ellipse, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht (Ellipsensatz).
  2. Der Radiusvektor (Verbindungslinie Sonne – Planet) überstreicht in gleichen Zeiten gleich große Flächen (Flächensatz).
  3. Die Quadrate der Umlaufszeiten je zweier Planeten verhalten sich wie die Kuben (dritten Potenzen) der großen Halbachsen ihrer Bahnen.

Bei Kepler sind die Planetengesetze nicht als solche bezeichnet; sie sind vielmehr wichtiger Bestandteil seiner neuen Kosmologie. Erstes und zweites Gesetz sind Ergebnis seiner ursächlichen d. h. physikalischen Begründung der Astronomie in seiner Astronomia Nova (1609); das dritte Gesetz hat Kepler als wesentliche geometrisch-harmonische Gesetzmäßigkeit verstanden und in dem Werk Harmonice Mundi (1619) veröffentlicht.

In Keplers eigenen Worten lauten die Planetengesetze:

  1. „... sequenti capite, ubi simul etiam demonstrabitur, nullam Planetae relinqui figuram Orbitae, praeterquam perfecte ellipticam; conspirantibus rationibus, a principiis Physicis, derivatis, cum experientia observationum et hypotheseos vicariae hoc capite allegata” (Astronomia Nova, 1609, caput 58; KGW III, 366)
    Übersetzung: „Für den Planeten bleibt keine andere Bahnfigur übrig als eine vollkommene Ellipse, weil die aus physikalischen Prinzipien abgeleiteten Gründe mit den Ergebnissen der Beobachtungen und der stellvertretenden Hypothese im Einklang stehen.”
  2. „Invenitur et area [AKN], mensura temporis” (Astronomia Nova, 1609, caput 60; KGW III, 380.).
    Übersetzung: „Es wird die Fläche [AKN] als Maß der Zeit gefunden.”
  3. „... res est certissima exactissimaque, quod proportio quae est inter binorum quorumcunque Planetarum tempora periodica, sit praecise sesquialtera proportionis mediarum distantiarum, id est Orbium ipsorum” (Harmonice Mundi, 1619, liber V, caput 3, 8; KGW VI, 302).
    Übersetzung: „... es ist ganz sicher und stimmt vollkommen, daß die Proportion, die zwischen den Umlaufszeiten je zweier Planeten besteht, genau das Anderthalbfache der Proportion der mittleren Abstände ist.”